Katharina Henking

Geboren Ende 1957 in Winterthur und in der Nähe aufgewachsen. Von 1975 bis 1980 gestalterischer Vorkurs und Grafikfachklasse Schule für Gestaltung St. Gallen. Lebt und arbeitet nach Lebensstationen in St. Gallen, wo ihr künstlerischer Werdegang begründet ist, und Deutschland seit 1991 in Winterthur.

Arbeitet in den Medien Zeichnung, Papierschnitt, Installation und Fotografie. 

 

 

 

 

Der künstlerische Werdegang

Der Antrieb, Kunst zu schaffen, mag schwierig zu ergründen sein. Aber sicher hat es mit existenziellen Fragestellungen und Ängsten zu tun, mit der Begrenztheit und Vergänglichkeit des Seins, dem die Unendlichkeit des Universums gegenübersteht. Die künstlerische Tätigkeit ist ein Weg, mit dem Unfassbaren besser umzugehen, das Leben mit seinen Facetten und Brüchen begreifbarer zu machen und sich mit der Welt zu verbinden.

Obwohl anfangs multimedial ausgerichtet – dazu gehört nach dem 1980 erfolgten Abschluss der Grafikfachklasse ein kurzer Abstecher in den Ausdruckstanz  – , liegt der künstlerische Fokus bald nur noch auf dem Zeichnen. (Das mag nach der Geburt der Tochter im Jahr 1984 auch zeitökonomische Aspekte gehabt haben und der ab 1990 alleinigen Verantwortung bis zu ihrer Volljährigkeit.) Unter den begrifflichen Zuordnungen «Zeichnung» und «Arbeiten auf Papier», meistens zyklisch oder als Serien angelegt, entsteht über die Jahre ein vielseitiges Werk, das, geprägt von einer steten Experimentierlust, unterschiedliche Richtungen und Techniken auslotet. Dazu gehört, als ein in der Machart radikaleres Gestaltungsmittel, der Papierschnitt. In dieser Technik entstehen zwischen 1993 und 2012 immer wieder monumentale, ortsspezifische, direkt auf die Wand montierte Arbeiten, die architektonische Setzungen durchbrechen. Zum herausragenden der nur vereinzelt entstandenen dreidimensionalen Werke, die in die Nullerjahre fallen, gehört «Whispering». Die begehbare Hängeskulptur besteht aus ca. 5600 gefalteten Elementen aus Fleischerpapier. 

Die fundamentale Hinterfragung des eigenen künstlerischen Schaffens führt 2013 zur Transformation eines Teils des Œuvres und dem endgültigen Ausbrechen in den Raum. Aus den gewonnenen Streifen geschredderter Zeichnungen entstehen neue Gebilde und aus den Papierschnittsujets dreidimensionale Körper und ergeben zusammengeführt dschungelhafte Installationen. Seit 2016 dient als Werkstoff Fund- und Abfallmaterial verschiedenen Ursprungs und materieller Beschaffenheit, als reichste Materialquelle jedoch die Natur: Äste, Nielen, Rinden und Wurzeln, verdorrte Pflanzen, getrocknete Rüstabfälle und Gemüse. Das Sammeln, vorher immer eine private Liebhaberei, ist zum Instrument des künstlerischen Prozesses geworden. Ein seit der Anfangszeit geschlossenes Kapitel wird 2018 während eines halbjährigen Arbeitsaufenthalts in Berlin wieder neu aufgeschlagen: Die Fotografie. Ausgewählte Bildmotive werden seitdem in einem selbstentwickelten Verfahren zu Monotypien umgesetzt.

Werkbeiträge des Kantons Zürich (1996 und 1997) und der Esther Matossi-Stiftung (1999), Kunstpreis der Carl Heinrich Ernst-Kunststiftung Winterthur (2011). → Laudatio

Atelierstipendien der Stadt Winterthur und der Städtekonferenz Kultur SKK in Berlin (2018) sowie der Fundaziun Nairs (2020).

Werke in den öffentlichen Kunstsammlungen von La Chaux-des-Fonds, Winterthur, Stadt und Kanton Zürich sowie den Kunstsammlungen der Crédit Suisse, der UBS, des Hotel Park Hyatt, Zürich (Gemeinschaftsarbeit mit Gregor Frehner), des Kunstmuseums Bern und der Sammlung Ar(t)bon.

Realisierte Kunst und Bau- Projekte, ob aus Wettbewerben oder Direktaufträgen hervorgegangen: Spielplatzmauer in Winterthur (1996), Schulanlage Wiesenstrasse, Winterthur-Veltheim (2000 bis 2002), kantonale Berufsbildungsschule Winterthur (2007), Raiffeisen Geschäftsstelle Seuzach (2009 und Erweiterung 2013), Oberstufen-Schulhaus Feld, Winterthur-Veltheim, Gemeinschaftsarbeit mit Gregor Frehner (2009). 

Seit 1996 Mitglied der Künstlergruppe Winterthur (www.kuenstlergruppe.ch) und 1999 der Visarte Sektion Zürich (www.visarte.ch). 2007 Mitbegründerin und seit 2011 Leitung der Gesprächsreihe Café des Arts (www.cafe-des-arts-winterthur.ch). 2013 bis 2017 Mitglied der städtischen Kunstkommission Winterthur.

Gelegentlich kuratorisch tätig, letztes Mal 2020 im Rahmen der Gast-Ausstellung «Aufhellung des Interieurs» in der Villa Flora, Winterthur (www.villaflora.ch).